Der populäre belgische Schauspieler Benoit Poelvoerde hat die Nase voll mit dem ewigen Streit zwischen Wallonen und Flamen. Sieben Monate nach der belgischen Parlamentswahl hat nämlich Belgien noch keine Regierung.
Aus diesem Grund richtet der humorvolle Schauspieler einen Appell an seine männlichen Mitbürger:« Laßt Euren Bart wachsen,rasiert Euch nicht mehr, bis unser Land endlich eine Regierung hat. »
« Pour une Belgique au poil ! » (Wortspsiel; poil ist Haar, Härchen, aber "au poil " bedeutet "super.
belgien hat ja eigentlich schon seit jahren keine regierung mehr. nur so hilfs-massnahme-pakete. und damit steuert der staat auf eine enorme verschuldung zu.
vielleicht hängt dann mal irgendwann an der landesgrenze ein schild:
wegen konkurs geschlossen!
Besteht denn überhaupt die Chance, dass sich Belgien wieder zusammenrauft bzw. endlich einmal zusammenrauft? Immerhin handelt es sich um einen Staat in der Mitte Europas, der alles dazu hätte, eine wichtige Rolle zu spielen. Mehrsprachigkeit ist sicher keine einfache Sache, aber immerhin haben wir mit der Schweiz zumindest einen Staat, in dem es halbwegs funktioniert - auch wenn die Schweizer eine andere und vor allem viel längere Geschichte haben als die Belgier.
Interessant ist, dass Französisch in Flandern erste Fremdsprache an den Schulen ist, während in Wallonien Niederländisch / Flämisch als zweite Fremdsprache gewählt werden kann. Hier spiegelt sich immer noch die alte Spracharroganz der im 19. Jahrhundert mächtigen und dominierenden Wallonie wider. Auch heute kann man Wallonen, die auch nur ein Wort der zweiten großen Landessprache sprechen, an einer Hand abzählen.
ich bin es gewohnt, in flandern auf menschen zu stossen, die mir in mehreren sprachen begegnen (zumeist flamen) aber leider sehr oft auch welche, für die es nur eine sprache zu geben scheint. das bringt dann auch wieder die stimmergebnisse die wir kennen.
Ich glaube nicht, dass der Konflikt hauptsächlich mit der Sprache zu tun hat. Es sieht eher aus wie in Nordirland: Der offensichtlichste Unterscheidungspunkt ist der Aufhänger für einen Konflikt, der viel tiefer ist und gleichzeitig auch sinnlos. Die gegenseitige Abneigung ist eine Tradition geworden, eine eklige Sache, in die man sich hineingesteigert hat. Ich kann mir aber gar nicht vorstellen, wie Europas ohne Belgien wäre. Frankreich hätte eine neue Region und die Niederlande wären plötzlich ein recht großer Staat. Will sich Flandern denn überhaupt den Niederlanden angliedern oder will es ein eigener Staat werden?
Und wenn es kein Belgien mehr gibt, müssen wir dann sagen, dass die Franzosen die Pommes Frites erfunden hätten?
Ausgeschlossen. Nie und niemals. Die Niederländer wollen es auch nicht. Die Integration der südlichen Provinzen (Brabant, Zeeland, Limburg) war schwierig genug und nur bedingt vollzogen. Sich weiter nach Süden auszudehnen verkraft keiner nördlich der Flüsse.
Außerdem meinen es die flämischen Nationalisten ernst mit dem eigenen Land. Sie werden sich nicht einem neuen Meister unterordnen, auch wenn der dieselbe Sprache spricht. Sie haben sich damals nicht grundlos von den Niederlanden getrennt. Die Trennung zum Norden hin besteht weiter. Da ändert sich nichts. Egal was sich an der südlichen Flanke bewegt.
flamen sind mit den niederländern schon irgendwie verwandt. ebenso mit teilen der niederrheiner in deutschland. dennoch käme niemand auf die idee, da einen neuen staat zu schmieden.
flandern ist eine wirtschaftlich boomende region. man hat sich über jahrzehnte von den in der wallonie lebenden mitbürgern alles vorreden lassen müssen. von der amtssprache angefangen bis hin zur verteilung der einnahmen als staat. mit dem bankrott der wallonie änderten sich die aussichten auf eine gleichbehandlung. auch das scheiterte. also trennte man sich, so weit es ging, hinter vorgehaltener hand. der rest ist fassade und bröckelt immer mehr.
ich denke, alles was diesen staat noch zusammenhält, ist das königshaus. diesem wird von allen drei seiten respekt gezollt.
wenn man zeitungen aus flandern liest, dann hat man einen tenor. schaut auf das baltikum, oder nach prag & co. teilen das geht.
in einem vereinigten europa will man den rest seiner eigenen identität wahren. und der wurde von den « eigenen » mitbürgern lange genug mit gewalt unterdrückt.
am wochenende bin ich wieder mal auf belgier gestossen. diesmal deutschsprachige, also aus dem raum eupen.
seine erklärung:
es ist egal, was die nationalsoz… in flandern machen, es ist auch egal was der schwu… chef der franzosen (also wallonen) will. der deutschsprachige gruppe hätte schon längst verträge für den tag x mit luxembourg geschlossen.
man warte nur noch ab.
Weiteres über die Regierungskrise in Belgien:
"Benoit Poelvoordes Bart könnte noch sehr, sehr lang werden: Der belgische Kinostar will sich erst wieder rasieren, wenn sein Land endlich eine Regierung hat. Doch die Krise dauert nun schon 200 Tage - und Abhilfe ist nicht in Sicht. "