Salut
André Gorz (* 9. Februar 1923 in Wien als Gerhard Hirsch; † 22. September 2007 in Vosnon, Département Aube, Frankreich) war ein französischer Sozialphilosoph österreichischer Herkunft. Seit den 1950er-Jahren lebte er als Publizist in Frankreich, war Mitarbeiter Jean-Paul Sartres und Mitbegründer des Nachrichtenmagazins „Le Nouvel Observateur“.
Über lange Jahre ein Anhänger Sartres existentialistischer Variante des Marxismus, brach Gorz mit Sartre nach dem Pariser Mai 1968. André Gorz wandte sich der politischen Ökologie zu und wurde deren führender Theoretiker. Zentrales Thema in den Überlegungen Gorz’ ist die Frage der Arbeit: Befreiung von der Arbeit, gerechte Verteilung der Arbeit, Entfremdung in der Arbeit. Recht auf Arbeit und Pflicht zur Arbeit gehörten für ihn lange zusammen, bis er sich auch für ein Grundeinkommen aussprach.
ich habe 3 empfehlenswerte Bücher von André Gorz:
[size=150]Auswege aus dem Kapitalismus[/size]
- Beiträge zur politischen Ökologie
Verlag: Rotpunktverlag, Zürich (2. Auflage, 7/2009)
ISBN 978-3-85869-391-4
»Die Forderung nach einer Ethik der Befreiung muss die Kritik des Kapitalismus mit einschließen – und eine zentrale Dimension dieser Kritik ist die politische Ökologie.« (-André Gorz)
Die Texte zu diesem Buch – grundlegende Schriften zur politischen Ökologie – hat André Gorz kurz vor seinem Tod im September 2007 zusammengestellt. Er schrieb dazu: »Dass bei der Arbeit Herrschaft über uns ausgeübt wird, wissen wir seit etwa 170 Jahren. Nicht aber dass das Gleiche für unsere Bedürfnisse und Wünsche, unsere Gedanken und unser Selbstbild genauso gilt. Durch die Kritik des Modells unserer Konsumgesellschaft bin ich zum Ökologen avant la lettre geworden. Mein Ausgangspunkt war ein Artikel, der 1954 in einer US-amerikanischen Zeitschrift erschien. Darin stand zu lesen, dass der Konsum in den kommenden acht Jahren mindestens um 50 Prozent wachsen müsse, damit die Produktionskapazitäten gewinnbringend ausgeschöpft werden könnten, dass aber die Leute gar nicht in der Lage seien, sich vorzustellen, worin denn diese 50 Prozent zusätzlichen Konsums bestehen sollten.«
Kapitalismuskritik und politisch-ökologisches Denken ergänzen sich und bedingen sich gegenseitig, so die zentrale These von André Gorz. Und ein wirksamer Schutz der Umwelt ist ohne radikale Kritik des Kapitalismus nicht zu haben.
[size=150]Kritik der ökonomischen Vernunft[/size]
- Sinnfragen am Ende der Arbeitsgesellschaft
Verlag: Rotpunktverlag, Zürich (8/2010)
ISBN 978-3-85869-429-4
»Dieses Buch unternimmt die Verteidigung des Individuums gegen die Invasion einer Welt aus Maschinen und Waren.« (Zitat Alain Touraine)
André Gorz gehört zu jenen Globalisierungskritikern, die die gegenwärtige Wirtschaftskrise bereits vor Jahren beschrieben haben. Alles andere als ein Zufall, dass er heute intensiv gelesen und diskutiert wird. Der Rotpunktverlag macht Gorz’ Hauptwerk neu zugänglich. Darin zeigt er auf, wie und warum die ökonomische Vernunft uns ihr Gesetz aufzwingen konnte und die Trennung von Arbeit und Leben, von Produktion und Bedürfnissen immer weiter vorantreibt und warum sie die Gesellschaft letztlich spaltet. Man hat ein System zugelassen, das viel freie Zeit schafft, diese aber permanent ökonomisiert, das heißt soziale und schöpferische Tätigkeiten in Dienstleistungen verwandelt. Wirtschaftliches Wachstum schafft so nicht mehr Freiheit, sondern weniger. Autonomes, soziales Handeln – im Sinne von Hannah Arendts »Vita activa« – verliert mehr und mehr seinen Raum.
Für André Gorz gilt es, Werte wie Selbstverwirklichung, Gemeinschaft und Emanzipation zu verteidigen – mittels einer neuen Utopie, die die heutige ökonomische Vernunft überwindet.
[size=150]Wissen, Wert und Kapital[/size] - Zur Kritik der Wissensökonomie
Verlag: Rotpunktverlag, Zürich (3. Aufl. 2/2010) / zur Verlagsseite
ISBN 3-85869-282-4
»Eine wirkliche Wissensgesellschaft würde erfordern, dass die Wirtschaft in den Dienst von Bildung und Selbstentfaltung gestellt wird und nicht umgekehrt wie heute.« (Zitat André Gorz)
Wissen ist keine ordinäre Ware. Es eignet sich nicht dazu, als Privateigentum behandelt zu werden. Seine Inhaber verlieren es nicht, wenn sie es weitergeben; je weiter es verbreitet ist, umso reicher ist die Gesellschaft. Es verlangt geradezu, als Gemeingut behandelt und von vorneherein als Resultat gesamtgesellschaftlicher Arbeit betrachtet zu werden.
Wenn Wissen aber als fixes Kapital funktionieren und zur Mehrwertabschöpfung dienen soll – wie der Kapitalismus es will –, so muss es ein patentiertes Monopoleigentum sein, welches seinem Inhaber eine Monopolrente einbringt. Der Wissenskapitalismus privatisiert denn auch Gemeingüter wie das Genom von Pflanzen, Tieren und Menschen und greift nach kulturellem Gemeingut, um es als kulturelles Kapital, als »Humankapital« zu verwerten. In dieser Logik steht die massive Förderung der künstlichen Intelligenz und des künstlichen Lebens: Deren Ziel ist nicht die Wissensgesellschaft, sondern eine posthumane Zivilisation.
Von einer Wissensgesellschaft im zukunftsweisenden Sinn, meint André Gorz, wird erst die Rede sein können, wenn sich Wissenschaft und Ökonomie nach gesellschaftspolitischen, ökologischen und kulturellen Zielen richten und nicht nach dem Imperativ der Kapitalverwertung. Dafür gibt es eine noch kleine, aber steigende Anzahl von Befürwortern. [Verlagsinfo]
»Dank seiner umfangreichen Bezüge auf andere gegenwärtige Kapitalismuskritiker gelingt Gorz eine informative Einführung in das Kernproblem des zeitgenössischen Kapitalismus.« (Zeitschrift für Politikwissenschaft, Hamburg)