Ehrlich gesagt, die Deutsche Geschichte scheint mir wesentlich komplizierter als jene vom revolutionären Frankreich, das ja sämtliche Maßstäbe gesetzt hat was die bürgerliche Revolution betrifft und sich deswegen gerne feiern kann, auch wenn der eine oder andere Kopf zuviel gerollt ist, und die eine oder andere Revision stattgefunden hat… bis hin zum klitzekleinen Nikolaus… aber auch die Pariser Kommune von 1871 war Vorbild für das aufbegehrende Europa
Deutschland litt immer darunter, dass es nie eine richtige Revolution gab (1848 war ja auch nur ein klitzekleine). So wie es darunter litt, dass es kein richtiges Deutschland gab, sondern nur jene Ansammlung von Kleinstaaten, die sich die Deutschen aber etwa mit ihrem feudalen Lehnswesen selber zuzuschreiben hatten, aber auch der Furcht der anderen vor einem starken Deutschland.
Ich behaupte, hätte es eine richtige Revolution in Deutschland gegeben und die letzte Chance bislang war 1918, dann wäre die Geschichte nicht nur jene Deutschlands anders verlaufen.
Als aber die deutschen Truppen heimkehrten aus dem Krieg, vollkommen verelendet und halb tot, und bar jeder Lust es noch einmal mit denselben Typen als Herren zu tun zu haben, die ihnen den ganzen Wahnsinn eingebrockt hatten; als im Zuge der erfolgreichen sowjetischen Revolution klar war wohin die Hasen laufen um Menschen zu werden, in dem Moment hat die SPD in Person von Scheidemann und Ebert ihre Republik ausgerufen. Jene SPD die noch in den Kriegsjahren, sämtlichen Kriegskrediten, Anleihen etc einvernehmlich und patriotisch zugestimmt hat.
Natürlich waren alle rechten Parteien, Konservative, reaktionäre, unternehmerische und nationale Kräften nicht abgeneigt, wenn auch, mit großer Unlust, dem Unternehmen „Republik“ beizutreten, galt es doch ihre Macht zu retten oder besser an der Macht zu bleiben, was ihnen ja auch gelang bis zur Machtübername Hitler und teilweise darüber hinaus, an der etliche von ihnen ja selbst kräftig gedreht hatten, auch in der Erwartung, dass Hitler entweder ein Spuk sei, oder zumindestens die unzureichend entwickelte deutsche Geschichte auch die „ökonomische“ wieder in die Hand nimmt.
Naja wie gesagt: 1918 standen die Zeichen in Deutschland wenn auch nur kurz auf Revolution. In Bayern etwa, als die junge Räterepublik von eben jenen „demokratischen“ Kräften mit einem Massaker zerschlagen wurde. Auf dem Ostfriedhof lagen die Leichenberge meterhoch, die der Sozialdemokrat Hoffmann und seine weißen Garden hinterließen, namentlich jene Freikorps die sich später ihrer Beteiligung beim Kapp-Putsch oder dem Marsch auf die Feldherrenhalle rühmten (sozusagen die Saat der SA und SS)
Übrigens, am 9. November wurde nicht nur die eine Republik in Deutschland ausgerufen, sondern ein zweite… jene von Karl Liebknecht, Kriegsgegner und ausgeschlossen aus der SPD, eingekerkert wg seines Widerstandes gegen den Krieg und am 15. Januar 1919 ermordert von den Handlangern von Krieg und Elend
Es war jene „Freie Sozialistische Republik Deutschland" die es nie gab…
