Am Abend des 27. Oktober 1949 startet den AirFrance Flug von Paris nach New York. Das Flugzeug ist ein Lockheed Constellation. Da damals kein Flugzeug Paris mit New York ohne Zwischenlandung verbinden kann, muss der Flug in den Azoren unterbrochen werden. Das Flugzeug wird aber die Landepiste nie erreichen: es trifft die Spitze eines Berges kurz vor der Landung. Die 37 Passagiere sowie die 11 Besatzungsmitglieder sterben. Die übliche Geschichte eines Absturzes, wenn im Flugzeug nicht so viele Prominente gesessen hätten! Damals war das Fliegen nicht so üblich wie heute, und nur Menschen mit einem gewissen Vermögen konnten sich einen transatlantischen Flug leisten. Marcel Cerdan (Boxenweltmeister), Ginette Neveu (Starviolonistin), Kay Kamen (Direktor des Merchandising von Walt Disney Produkte), Bernard Boutet de Monvel (Maler) stehen auf der Opferliste, sowie viele Geschäftsleute.
Der junge Schrifsteller Adrien Bosc (1986 geboren) interessiert sich in seinem ersten Roman für diesen Flug und die Passagiere. Mit einem etwas kalten Stil, fast journalistisch, rekonstruiert er ins Detail den Verlauf des Fluges und die ersten Ermittlungen. Parallel dazu skizziert er Biographien der Passagiere und erforscht die Gründe, warum sie sich genau in diesen Moment genau in diesem Flugzeug befanden. Was haben 5 baskische Hirten mit einem Boxenweltmeister gemeinsam ? Was verbindet eine elsässische Spulerin mit einer weltweit renomierten Violonistin ?
Durch viele spannende Anekdoten aus einer soliden Recherchearbeit geht Bosc der Frage der hasards objectifs nach und ermittelt auch über die Konsequenzen des Absturzes auf die Hinterbliebenen: warum wollte Ginette Neveus Mutter die Leiche ihrer Tochter nicht identifizieren, was ist aus den wertvollen Geigen geworden, wer ist die in Wien lebende « 49. Opfer », wie lebte Piaf mit dem Gedanken, sie sei für den Tod ihres Liebhabers verantwortlich (er wollte mit dem Schiff nach Amerika, wo sie auftrat; sie überredete ihn, mit dem Flug zu kommen, um Zeit zu gewinnen…)
Der Roman gewann den « Grand Prix du Roman de l’Académie Française » im Jahre 2014. Von einer deutschen Übersetzung weiss ich nichts. Der Roman ist aber ziemlich leicht in Original zu lesen, und auch nicht besonders lang (193 Seiten).