Na, da hat sich in meiner Abwesenheit ja ein interessanter Thread gebildet. Da dies ein Thema ist, das mich auch immer wieder bewegt, möchte ich auch gerne meinen « Senf » - ist schließlich auch ein Lebensmittel, und in F gibt’s nicht den Schlechtesten - dazugeben:
Vor knapp drei Wochen bin ich aus F zurück nach D gekommen und wie jedes Jahr nach einem Urlaub im Süden (da zählt F für mich als Nordlicht schon dazu), war der erste Einkauf in einem « so richtig großen » deutschen Supermarkt der pure Horror .
Hier nur ein Beispiel:
Wenn ich durch meinen Urlaub die Saisonzeiten nicht ganz verloren habe, sollte hier in D doch eigentlich Himbeersaison sein, oder? Der rote, mit weißem und grünem Schimmel durchsetzte Brei, den ich in zwei verschiedenen Supermärkten in den Plastikschalen gefunden habe, ließ jedenfalls auf Himbeeren schließen…
Da ich zur arbeitenden Bevölkerung zähle und auch jeden Tag einen erklecklichen Anteil meiner Freizeit für die An- und Abfahrt zur Arbeit verwenden muss, kann ich mir den Luxus eines Marktbesuches nicht regelmäßig gönnen, ich bin also auf Geschäfte, die nach Feierabend noch offen haben, angewiesen und was ich da finde, ist mit den Waren in F nicht zu vergleichen. Wohlgemerkt, ich versuche saisonale und regionale Gemüse- und Obst-Produkte zu finden, nichts Exotisches - auch wenn ich gerne eine reife Charantais-Melone nähme, wenn’s sie gäbe.
Aber auch an der Fleischtheke überkam mich wieder das Grauen: Die Fleischstücke schwammen in ihrem eigenen Saft in den Schalen. In F wurde das Fleisch in den Supermärkten auf Abtropfgittern gelagert. Die deutsche Bedienung hatte für meine Bitte, mir von den Schweinefiletköpfen doch bitte ein paar magere Stücke auszusuchen keinerlei Verständnis. Ihre patzige Antwort lautete: « Die sind alle gleich! » und das Fleisch wurde triefend in die Plastiktüte gestopft. In F wurde ich in vergleichbaren Fällen gefragt, welches Stück es sein dürfte und als die Bedienung eine Sehne entdeckte, wurde diese unaufgefordert weggeputzt und das Fleisch vorsichtig eingewickelt - nicht so, dass es gleich wieder aus seiner Verpackung herausquoll.
Ich weiß, das letzte ging jetzt auch in das Thema « Servicebereitschaft » mit 'rein, aber für mich zeigt es auch, dass in F den Lebensmitteln generell ein … tja, ich würde es als « höheren Respekt » bezeichnen, … entgegengebracht wird.
Meines Erachtens liegt das tatsächlich an der schon mehrfach erwähnten « Geiz-ist-geil »-Einstellung der Deutschen(, die sich ja nicht nur , aber m. E. vorwiegend im Lebensmittelsektor äußert).
Vor einigen Jahren habe ich eine Fernsehdoku über den französischen Feinkostlieferanten « Rungis », der ja europaweit tätig ist, gesehen. In diesem Beitrag erklärte der Rungis-Mitarbeiter einer deutschen Reporterin u. a. wie die dort eingehende Ware nach Qualitäten sortiert und wohin welche Qualitätsstufe geliefert wird. Dabei ließ er von sich aus unerwähnt, was mit der niedrigsten Qualität geschieht. Auf die Frage der Reporterin, ob diese niedrigste Qualität in den Abfall ginge, oder was mit ihr passiere, hat sich der Mann etwas gewunden und schließlich zugegeben: « Die geht nach Deutschland, die Deutschen kaufen Alles! » Ist doch schon interessant, welches Bild man im Ausland in kulinarischer Hinsicht von uns hat…
Wie dem auch sei, ich habe schon wieder Sehnsucht nach einem frischen Stück Fisch, aber in den hamburger Fischgeschäften, die ich unter vernünftigem Zeitaufwand erreichen kann (und hier suche ich tatsächlich die Einzelhandelsgeschäfte und keinen Supermarkt auf), dürfte sich die Frage darauf beschränken, ob ich Seelachsfilet oder Viktoriabarschfilet haben möchte, denn wenn’s frisch sein soll, könne man mir die Dorade und den Thunfisch eher nicht empfehlen… Ach ja, oder vielleicht Forelle - aber leider mag ich lieber Seefisch als Süßwasserfisch, womit auch der Viktoriabarsch entfällt… - so viel zur Auswahl. Wenn ich mich dann für den Seelachs entscheide, ist der aber allenfalls « brattauglich », denn gedünstet entwickelt das antike Stück schon einen recht penatranten Geruch - so viel zur Frische.
Träumerisch lächel: Dos de Colin avec Beurre Blanc, vorweg einen kleinen Salat mit Chèvre gratiné, oder lieber etwas üppiger: Salade de Gésier? und dazu Baguette mit Salzbutter…
Hinterher auf alle Fälle einen Coupe Vendéen (Eis mit Kamok-Likör)…
Der nächste Urlaub kommt bestimmt, wenn’s nur nicht so schrecklich lange dauern würde!