für den Reisebericht, das macht echt mal wieder Lust auf die Stadt. Vor allem da Du uns ja noch Ecken gezeigt hast, die man noch gar nicht so kannte.
Danke für deine Eindrücke, das sind tolle Fotos geworden!
Wäre der zweite Lockdown nicht gewesen, hätte ich Nancy während meines Auslandssemesters in Straßburg auch besucht. So blieb es leider nur ein Plan.
excellent, merci bien Mislep für die schönen Bilder und die tollen Erklärungen…
Am Ende des Place de la Carrière steht der Arc Héré. Emmanuel Héré war der Architekt von Herzog Stanislas, der die Stadt (und lothringen) im 18ten Jahrhrundert geprägt hat. Durch den Arc gelangt man zum berühmten Place Stanislas.
An den Seiten vom Arc stehen 2 Statuen von berühmten Lothringer : Emmanuel Héré (1705-1763) und der Künstler Jacques Callot (1592-1635)
Ende des 16ten Jahrhundert wird die Altstadt von Nancy zu klein. Der Herzog Charles III lässt im Süden ausserhalb der Stadtmauer eine Neustadt errichten. Beide Stadtteile sind nicht so gut verbunden, weil die Stadtmauer dazwischen steht. Frankreich verbietet dem Herzog, die Stadtmauer abzureissen… Vor allem nach dem Dreissigjährigen Krieg steht Lothringen nämlich stark unter Einfluss von Frankreich, das versucht, das Land zu anektieren. Erst nachdem die Familie von Lothringen das Land verlässt (um Kaiser zu werden) und ein Freund Frankreich (Stanislas, Schwager des französischen Königs) den Thron von Lothringen besitzt, kann sich alles ändern. Die Stadtmauer werden abgerissen und das leere Feld, das davor lag, kann gebaut werden. So entsteht der Place Stanislas. Gegenüber vom Arc Héré steht das Rathaus. Auf dem Platz auch die Oper und das Kunsthistorische Museum sowie verschiedene Cafés. Die Zugänge zum Platz wurden von schönen Gittern von Jean Lamour verschönert. An zwei Ecken stehen auch Brunnen.
gleich neben dem Place Stanislas findet man einen Stadtteil rund um den Place d’Alliance, der auch im 18ten Jahrhundert umgebaut wurde.
Der Place d’Alliance ist auch eine Idee von Stanislas, und er gedenkt des Bündnisses zwischen Frankreich und Österreich 1756.
Das Porte Sainte-Catherine
Und langsam kommen wir ins Quartier Charles III, die vom Herzog Charles III gewollte Neustadt. Porte Saint-Georges
Gleich hinter dem Tor steht die Kathedrale. Jahrhunderte lang gehörte Nancy dem Bistum von Toul. Aus politischen Gründen bekam Nancy sein Bistum erst 1777, obwohl die Herzöge schon seit Mitte des 16ten Jahrhunderts versuchten, ein eigenes Bistum zu bekommen. Der Bau der Kirche, die später Kathedrale werden sollte, begann 1703. Die Kathedrale ist eine Mischung aus französischem und italienischem Stil. Berühmte Künstler haben dazu beigetragen : Hardouin-Mansart, Boffrand, Lamour…
Die angeblich beeindruckende Orgel ist gerade wegen Renovierungsarbeiten komplett bedeckt.
Wow! Irgendwann wollen wir auch mal da hin, aber für einen Kurztrip ist es uns zu weit und auf dem Weg in den Süden, bleibt keine Zeit…
Danke für den Bericht!
Das Quartier Charles III ist touristisch gesehen vielleicht weniger interessant als die Altstadt und die Unesco-Plätze. Es ist aber der lebendigste Stadtteil von Nancy. Dort sind die Haupteinkaufsstrassen, Kinos, ein Konzertsaal, die Markthalle, jede Menge Lokale, Diskos usw. Architektonisch ist es sehr heterogen.
La Porte Saint-Nicolas
Die Kirche Saint-Sebastien
Porte Stanislas
Salle Poirel
Ach herrlich diese Bilder aus Nancy. Wenn man zwischen dem 17.06 und 11.09. nach Nancy kommt kann Abends auf dem Place Stanislas eine Wunderschöne Lichtshow genießen, vom 17.06.-15.08. jeweils um 22.45Uhr vom 16.08.-11.09. je nach Dunkelheit schon ab 22Uhr.
Man kann es auch recht gut in der Webcam schauen, dann allerdings ohne Ton. Webcams - Ville de Nancy
Danke für den Tipp, Jollylolly! Was Feines fürs Heimkino, wenn man schon nicht da sein kann.
[quote=„jollylolly“]
Ach herrlich diese Bilder aus Nancy. Wenn man zwischen dem 17.06 und 11.09. nach Nancy kommt kann Abends auf dem Place Stanislas eine Wunderschöne Lichtshow genießen, vom 17.06.-15.08. jeweils um 22.45Uhr vom 16.08.-11.09. je nach Dunkelheit schon ab 22Uhr.
Man kann es auch recht gut in der Webcam schauen, dann allerdings ohne Ton. Nancy la ville — Ville de Nancy
Im November/Dezember gibt es auch ein Lichtshow zum Thema Nikolaus auf dem Place Stanislas. Der Heilige Nikolaus ist nämlich der Schutzpatron Lothringens und bis vor einigen Jahrzehnten war der Nikolaustag der Tag der Geschenke für Kinder und das wichtigste Fest der Winterzeit in Lothringen. Heute bleiben noch viele Nikolaus-Traditionen erhalten, wie zB der Nikolausumzug. Nikolaus zieht in der Stadt herum, begleitet von Figuren aus seinem Leben. In den kleinen Dörfern schenkt man dem Nikolaus ein Glas Alkohol und seinem Esel eine Karotte. Dass Nikolaus betrunken nach Hause kommt, kommt angeblicht nicht selten vor…
In Nancy läuft das Ganze anders. Am Samstag Abend geht Nikolaus durch die Altstadt bis zum Rathaus, wo er vom Bürgermeister empfangen wird und die Schlüssel der Stadt bekommt, die er ja schützen soll. Vor ihm kommen Menschen auf zum Jahresthema dekorierten Wagen mit. Sie vertreten oft Jugendverbände aus dem Grossraum.
2021 war das Thema irgendwas mit Tieren.
Die Zuckerbäcker haben auch einen Wagen und verschenken Lebkuchen
Und da kommt er !
Die Fassade des Rathauses dient als Bildschirm, auf dem mehrmals täglich ein kurzes Lichtshow projeziert wird, das die Geschichte des Nikolaus darstellt.
ein Amateurvideo zeigt Ausschnitte.
Vielen Dank, @ Mislep, für die tollen Bilder und teils außergewöhnlichen Blickwinkel. Mit Deinen anschaulichen Erläuterungen zu den Motiven und ihrem Hintergrund bist Du ja fast schon ein „wandelndes Nancy-Lexikon“.
Tatsächlich freue ich mich gerade sehr, denn Nancy ist erste Station meiner kleinen Rundreise. - Leider komme ich jetzt im Herbst zu spät und für den Nikolaus zu früh, um die tollen Illuminationen sehen können. - Sehr schade, denn ich habe etwas Ähnliches in Le Puy-en-Velay genießen dürfen 2018. - Eben will ich aber nicht off-topic schwärmen … wenn ich mit der Technik hier etwas besser zurechtkomme, gibt es auch gerne mal Bildberichte aus meiner „Feder“.
Abgesehen vom Place Stanislas ist Nancy für ihre Jugendstil-Werke bekannt. Nancy entwickelte sich nämlich am Ende des 19. Jahrhundert zu einer Metropole der Jugendstilbewegung, neben Paris, Wien oder Bruxelles. In der ganzen Stadt findet man Jugendstilhäuser, gleich im Zentrum aber vor allem hinter dem Bahnhof. Das office de tourisme stellt einen Flyer online zu Verfügung mit Jugendstil-Rundgängen.
Hier ein Paar Beispiele
Bemerkenswert ist die rue Félix Faure mit einer wunderschönen Reihe an Jugendstilhäusern.
Und der Parc de Saurupt. Er wurde als Park geplant, in dem Privatvillen stehen sollten. Der Park wurde nicht gebaut, einige Villen aber schon. Sie stehen meistens hinter hohen Mauern und sind nicht so einfach zu erblicken.
Zum Jugendstil in Nancy sind 2 Museen sehenswert.
Das Musée de l’école de Nancy. Es stellt Werke von lokalen Jugendstilkünstlern aus. Das Museum steht in einem schönen, ruhigen Park.
Und die Villa Majorelle wurde für den Künstler Louis Majorelle gebaut. Man kann sie besuchen, jedoch muss man vorher buchen, weil sie relativ klein ist. Momentan wird das letzte Sockwerk renoviert.
Und noch ein Paar Sehenswürdigkeiten von Nancy.
Unweit vom Bahnhof steht der Tour de la Commanderie. Er ist das älteste noch stehende Gebäude Nancys, aus dem 12ten Jahrhundert. Der Turm gehörte zu einem Gebäudeensemble, das das Hauptquartiert der Johanniter war.
Ein bisschen weiter stadtauswärts steht die Basilika Sacré-Coeur, in der Nähe der villa Majorelle. Sie wurde Anfang des 20ten Jahrhunderts in einem neobyzantinischen Stil gebaut.
Unbedingt zu sehen ist auch die Kirche Notre-Dame-de-Bonsecours. Sie steht ausserhalb des Zentrums, an der Stadtgrenze zur Nachbargemeinde Jarville-la-Malgrange. Die Kirche wurde von Emmanuel Héré mitte des 18ten Jahrhunderts gebaut und dient als Grabeskirche für Stanislas und seine Familie. Der Rokokostil ist für französische Kirche eher unüblich.
Das für Stanislas gebaute Mausoleum
wooow mislep…
das macht Appetit auf mehr…
Nancy ist definitiv auf meiner To-Do Liste…
Nicht nur drauf schreiben, [size=150]machen[/size]. Hatte eigentlich Le Havre auf der Liste für September, musste jetzt aber Nancy und Umgebung weichen, Grund für mich war natürlich Misleps Bericht hier im Forum encore!
gern !
Gute Idee, nur muss ich dazu erst mal in diese Gegend kommen… naja, vielleicht im nächsten Jahr…
Wer zwischen den vielen Sehenswürdigkeiten eine Pause braucht, kann sich in verschiedenen Parken erholen. Gleich im Zentrum liegt der Parc de la pépinière, eine Parkanlage aus dem 19ten Jahrhundert, wie man es in vielen französischen Grossstädten findet. Zugang direkt am Place Stanislas, oder neben dem palais du gouverneur, oder in der Altstadt.
Neben Rasen zum Liegen oder Wege zum Spazieren findet man ein Kaffeehaus, ein Konzertpavillon, Kinderspielplätze, Sportplätze, ein Rosengarten und ein kleiner Tierpark, der langsam zwecks besseren Tierwohls geräumt wird.
In der Nähe vom Place d’Alliance ein kleiner botanischer Garten. Bis vor kurzem wurden auch Obst und Gemüse zum selber Pflücken angebaut.
Und oberhalb der Stadt der Parc de la cure d’aire, vor allem für die Aussicht interessant.
Im Grossraum Nancy findet man viele Schlösser. Meistens sind sie nicht besuchbar, weil für private Zwecke benutzt, aber die Parkanlagen sind üblicherweise frei zugänglich.
Das Schloss von Champigneulles, aus dem Anfang des 18ten Jahrhundert. Voltaire wollte es kaufen, durfte aber nicht. Heute ist es die Grundschule der Gemeinde. Der schöne, grosse Park ist jedem frei zugänglich.
In Essay-lès-Nancy, das kleine Château haut, heute Teil des Rathaus mit Ausstellungsraum und kleinem Park.
Und das château bas, heute Altersheim.
In Vandoeuvre-lès-Nancy, das kleine Domaine du Charmois mit offenem Park. Dort finden kulturelle Aktivitäten unterschiedlicher von der Gemeinde unterstützter Vereine statt.
In Villers-lès-Nancy, zwei Schlösser, die zu Altersheimen geworden sind.
Château de l’Asnée in einer grossen Parkanlage. Dort befindet sich die Verwaltung der Diözese mit Priesterseminar, Diözesenbibliothek, einem Theatersaal…
Und das Schloss Remicourt
Touristisch interessanter, da besuchbar, ist das Château de Montaigu, in Laneuveville-devant-Nancy. Der Kern stammt aus dem 18ten Jahrhundert und wurde im 19ten erweitert. Edouard Salin, Ingenieur und Archäolog, kauft das Schloss nach dem ersten Weltkrieg. Er und seine Frau bekommen keine Kinder und schenken das Schloss nach ihrem Tod der Gemeinde, unter der Bedingung, dass das Schloss besuchbar wird. Deswegen darf der Tourist dieses kleine Schloss mit Innenausstattung aus den 18ten und 19ten Jahrhundert besichtigen.
Das schönste Schloss der Grossraum Nancy ist aber in Fléville-devant-Nancy. Es wurde im 15ten Jahrhundert gebaut, im 16ten aber stark verändert. Die Familie wurde arm und verkaufte das Schloss am Anfang des 19ten. Die neue Familie musste drinnen viel renovieren. Das Nachkommen lebt in den Sommermonaten immer noch im Schloss. Das Schloss darf man mit Fürhung besichtigen, Fotos sind aber verboten. Die grosse Parkanlage ist gegen Bezahlung zugänglich.